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Schattenschwester

„Was tut Euer Mann da eigentlich, Lady Faile?“ Ihr war kaum aufgefallen, dass der Lordhauptmann sich wieder an ihre Fersen geheftet hatte, das Geschehen vor ihr hatte zu viel ihrer Aufmerksamkeit beansprucht. Sie sah ihn lieber nicht direkt an, sondern ließ ihren Blick auf ihrem Mann ruhen – nicht etwa, weil der Mann so gut aussah, sondern weil es besser war, wenn sie Perrin im Auge behielt, wie sie sich selbst hastig versicherte.

„So ganz verstehe ich es auch nicht.“ gab sie zu. „Offenbar waren die Schattenhunde einmal Wölfe, bevor der Dunkle König sie... veränderte. Perrin ist jemand, der – ebenso wie Elyas -“ sie deutete auf den alten Mann mit den federnden Schritten, der sich ihnen mit seinem Rudel von sechs normalen Wölfen von der Seite her näherte „mit Wölfen sprechen kann. Er muss einen Weg gefunden haben, zum ursprünglichen Kern dieser Wölfe vorzudringen und sie zurückzubringen.“ Besser konnte sie es sich nicht zusammenreimen. Wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte sie sich geweigert, es zu glauben.

„Aber warum tötet er sie dann?“ wollte Galad als nächstes wissen, allerdings hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie darauf antworten sollte.

Elyas, dessen Gesicht ebenfalls tränenüberstömt war, hatte die Frage jedoch gehört und antwortete „Sie werden im Wolfstraum erwachen und dort frei sein. Was sie erlebten, war so schrecklich, dass ich noch bei der bloßen Erinnerung daran schaudere, ich wäre fast zerbrochen, als ich die Dunkelheit in ihnen zum ersten Mal in mir spürte. Bitte haltet jetzt Abstand, ich werde ihm helfen.“ Mit raschen Sprüngen eilte er zu Perrin, der sich dem offenbar letzten der Schattenhunde näherte. Die sechs Wölfe verteilten sich wie zum Schutz um alle drei.

„Er ist ein Schattenfreund, Lordhauptmann!“ Zwei beunruhigend vertraute Weißmäntel deuteten mit gezogenen Schwertern auf Perrin, während sie heranritten. „Das ist Perrin Aybara, Lordhauptmann, er ist der Schattenfreund, der meinen Vater bei Falme verriet.“

Bevor der gutaussehende Mann neben ihr auch nur den Mund öffnen konnte, ergriff sie selbst das Wort. „Ihr seid doch dieser Feigling, der an den zwei Flüssen nicht eine Klinge gegen die Trollocs erhoben hat, wo sogar die Frauen mit Forken und Bratpfannen bewaffnet tapfer ihre Heimat verteidigten! Wie könnt Ihr es nach all dem noch wagen, meinen Mann dessen zu bezichtigen! Ihr seid ein Mann ohne Ehre, Dain Bornhald, falls Ihr überhaupt noch den Mut habt, Euch so zu nennen. Macht Ihr immernoch mit Schattenfreunden wie diesem Padan Fain gemeinsame Sache, oder sucht Ihr jetzt unter dem Rocksaum eines tapfereren als Ihr es seid Schutz vor der Wahrheit, die Ihr nicht akzeptieren könnt?“ Sie spuckte angewidert aus und wandte sich wieder an Galad. „Lordhauptmann, dieser Mann war der Anführer der Kinder des Lichts, die während des Angriffs der Trollocs an den zwei Flüssen keine Hand erhoben, um die Einheimischen zu schützen. Mein Mann war bereit, ihm sein Leben zu opfern, damit seine Heimat eine bessere Chance bekam, den Zehntausenden von Trollocs zu widerstehen, aber selbst die Kesselflicker haben uns mit der Versorgung von Verwundeten und ihren aufmunternden Sängen mehr geholfen, als dieser Mann hier und die Weißmäntel, die ihm folgten.“

Ein letztes Mal hallte das markerschütternde Heulen heran. Ihr Blick flog zu ihrem geliebten Mann, der nur Augenblicke später mit dem zerschlagen wirkenden Wolf auf den Armen aufsprang. „Aes Sedai! Seng Eure Seelen, sofort zu mir!“ Sein Blick flog wild herum und blieb an etwas hinter ihr hängen, als er auch schon losrannte, Elyas an seiner Seite und von Wölfen umringt. „Masuri, bewegt Euren Hintern hierher und heilt sie! Auf der Stelle!“

Erst jetzt bemerkte sie, dass die Weisen Frauen der Aiel sich ihrer Position näherten. Zwar konnte sie Masuri nicht ausmachen, aber wenn er sie sah, dann musste sie auch dort sein.

„Niemand erhebt die Waffen, das ist ein Befehl!“ rief Galadedrid neben ihr und bereits gehobene Waffen wurden wieder gesenkt. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern wendete ihr Pferd, um auf die Frauen zuzueilen, während Perrin und Elyas sie bereits überholt hatten. Dennoch holte sie sie ein, als die beiden ungleichen Gruppen sich trafen, umringt von hunderten verwunderter Weißmäntel auf ihren Pferden.

„Masuri“ rief Perrin hektisch, während er den Wolf sanft auf dem Boden ablegte und Elyas mit geschlossenen Augen vorsichtig seine Hände auf den von Wunden übersäten Kopf legte „heilt sie! Und zwar sofort!“

Zu ihrer Überraschung wandte sich die Aes Sedai hilfesuchend an Nandera, aber Perrin unterbrach sie: „Ich habe keine Zeit für Eure närrischen Spielchen, Aes Sedai, Ihr tut sofort, was ich sage, oder ich übergebe Euch abgeschirmt den Weißmänteln, verstanden?!“ Er griff blitzschnell nach ihrem Arm und stieß sie grob in Richtung des Wolfs zu Boden. „Heilt sie, und zwar sofort, das ist ein Befehl!“ Er wandte sich dann sofort mit erhobenem Zeigefinger an die Weisen Frauen. „Und ihr steht da gefälligst nicht herum, sondern helft ihr, wenn ihr dazu in der Lage seid. Ansonsten haltet Euch heraus und steht nicht im Weg rum!“

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern hob erneut seine Stimme und rief mit ausgebreiteten Armen an die Umstehenden gewandt „Macht alle Platz! Gebt ihr doch Luft zum Atmen, bitte, weicht zurück!“ Tatsächlich zogen sich die Reiter etwas zurück als er sich auch schon über die Aes Sedai beugte und mit banger Miene zusah, wie sie endlich ihre Hände auf den Kopf des Wolfs – oder vielmehr der Wölfin – legte und mit der Heilung begann.

„So ein Geschrei nur wegen eines verletzten Wolfs.“ hörte sie die tadelnde Stimme von Nandera und wandte sich ihr zu.

„Weise Frau, dieser Wolf war noch vor wenigen Augenblicken ein Schattenhund. Perrin hat seine Seele eigenhändig vom Dunklen König zurückgeholt, wie auch die Seelen der anderen Schattenhunde. Wenn Ihr nicht wollt, dass mein Mann Euch den Kopf abreißt, dann behandelt diese Wölfin mit dem Respekt der ihr gebührt oder haltet wenigstens Eure Zunge im Zaum!“

Sie erkannte, dass sie beinahe schrie, und fasste sich so schnell wie möglich wieder. „Verzeiht, Weise Frau, ich wollte Euch nicht beleidigen, die Ereignisse der letzten Minuten waren wohl etwas verwirrend.“

Die Angesprochene hatte nicht einmal geblinzelt und reagierte nur mit einem leichten Nicken auf ihre Worte, bevor sie auf Perrin, Masuri, Elyas und die Wölfin zutrat.

„Hier, gebt ihr etwas Wasser.“ Ruhig drückte sie Perrin einen Wasserschlauch in die Hand und er nahm ihn mit einem beiläufigen Dank entgegen, bevor er versuchte, der Wölfin etwas davon einzuflößen. Nandera schloss unterdessen die Augen und legte ihre Hände neben die der Aes Sedai. Hatte sich zuvor nur die Atmung der Wölfin etwas beruhigt, so verschwanden jetzt innerhalb von Sekunden sämtliche Wunden! Das war unglaublich!.

„Alles muss man selber machen.“ hörte sie die Weise Frau murmeln, als sie Masuri hochzog, die sie verblüfft musterte. „Mit ein wenig Übung kann noch etwas aus Dir werden, Mädchen, aber Du solltest die Dinge etwas flexibler handhaben. Gehe jetzt zu den anderen, während ich mich um diese Angelegenheit kümmere.“ Sie schenkte dem leisen „Ja, Weise Frau.“ der verwirrt wirkenden Aes Sedai keine Beachtung, sondern wandte sich an Perrin. „Im Zorn tun oder sagen wir manchmal Dinge, die uns hinterher leid tun. Du solltest lernen, Deinen Zorn besser zu lenken, Perrin Aybara. Sie wird jetzt schlafen und sollte sich wieder erholen, obwohl ihr Geist sehr mitgenommen ist. Sie ist sehr stark, hat sie einen Namen?“

Perrin erhob sich, während Elyas sich im Schneidersitz neben die Wölfin setzte und seelenruhig begann, sein Messer zu schleifen. „Ja“ sagte er vorsichtig und wischte sich endlich mit seinem Ärmel unbeholfen seine Tränen fort „sie hatte einen Namen, Nandera. Doch ihr alter Name erschien ihr nicht mehr passend, daher hat sie einen neuen angenommen. Sie heißt Schattenschwester.“

„Perrin.“ Elyas sprach ganz leise und ruhig, aber etwas musste ihrem Mann sagen, dass jetzt etwas Wichtiges käme, so schnell, wie er sich umwandte. „Du weißt, was ich jetzt tun werde, Perrin.“

„Ja, Elyas.“ Er klang traurig. „Ich wünschte, ich könnte Dich begleiten, aber Du weißt, dass es nicht möglich ist.“

„Pass gut auf sie auf, ja?“ Die sanfte Stimme, mit der der andere Mann mit den gelben Augen sprach, schien nicht zu ihm zu passen – auch nicht, dass er fast zärtlich mit der Hand über den Kopf der Wölfin fuhr.

„Ich verspreche es, Elyas.“ Ihr erstaunlicher und tapferer Wolfskönig klang zwar etwas heiser, aber wieder gefasst.

„Und lass Dich besser nicht mit Aes Sedai und Weißmänteln ein, während ich weg bin, die machen zu viel Ärger.“ Ein verblüfftes Raunen ging durch die Reihen der Kinder des Lichts, aber keiner der beiden schenkte dem Beachtung.

Für einen Moment tauschten sie ein Lächeln. „Danke, Elyas. Danke für alles.“

Der Mann mit den leuchtend gelben Augen lachte und sprang auf. „Vielleicht sehen wir uns wieder, bevor das Ende kommt. Aber bis dahin nimm auch meinen Dank an, Perrin von den zwei Flüssen. Was Du heute getan hast, wird dem Dunklen König noch zu denken geben, verlasse Dich darauf! Kommt, Freunde, wir gehen auf die Jagd!“ Damit lief er los, Seite an Seite mit den sechs Wölfen und mit einem Heulen, dass nach Kampfeslust klang. Aus der Ferne erklang ein sehr ähnliches Heulen und für einen Moment glaubte sie, auch Perrin würde einstimmen, aber dann wandte er den Blick von seinem Freund – seinen Freunden, korrigierte sie sich gedanklich – ab und musterte die Umstehenden.

Sie selbst schenkte ihm ein leichtes Lächeln, aber die Gesichter der übrigen waren eher ernst zu nennen. Masuri hielt sich hinter den Weisen Frauen und trotz ihrer kühlen Miene wirkte sie eher blass, als sie die Männer in Weiß musterte, die sie auf allen Seiten umringten. Berelain wich Perrins Blick aus, wie Faile erfreut bemerkte, offenbar näherte sich ihr verdammtes Spiel endlich seinem Ende. Gallenne und seine zehn Mayener wirkten verständlicherweise unsicher, hielten ihre Hände jedoch bewusst von ihren Waffen fern, was angesichts der krassen Unterzahl nur vernünftig erschien. Einen Augenblick lang musterte Perrin den Lordhauptmann mit einem leichten Stirnrunzeln, so als sei er über dessen Anwesenheit hier verwundert, aber dann fiel sein Blick auf Bornhald und seinen Begleiter und er kniff die Augen zusammen und ballte die Fäuste. „Ihr schon wieder!“ sagte er grimmig und tastete unbewusst an seiner Hüfte nach seiner nicht vorhandenen Axt..

Bevor sonst jemand etwas sagen konnte, ergriff jedoch der kommandierende Lordhauptmann das Wort. „Wir sind Euch zu großem Dank verpflichtet, Perrin Aybara. Ihr habt mir und meinen Männern ohne Zweifel das Leben gerettet und was immer in der Vergangenheit geschehen sein mag, so steht für mich eindeutig fest, dass ihr im Licht wandelt. Wer es vollbringen kann, Schattenhunde dem Einfluss des Dunklen Königs zu entziehen, kann unmöglich selbst ein Schattenfreund sein.“

Während er seinen Blick auf den gutaussehenden Lordhauptmann richtete, blieb Perrins Gestalt angespannt, offenbar rechnete er nach wie vor mit einem Angriff der verbohrteren Weißmäntel. „Allerdings nicht. Ihr scheint der erste Weißmantel zu sein, mit dem man halbwegs vernünftig reden kann, sind wir uns schon einmal begegnet? Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor.“

„Nicht dass ich wüsste.“ kam es gelassen zurück. „Ich bin mir sicher, ich würde mich daran erinnern. Aber ich bin schon anderen beeindruckenden Männern von den zwei Flüssen begegnet, Mat Cauthon und Rand al'Thor, kennt ihr sie?“

Perrin blinzelte kurz, bevor er antwortete, sicher, um diese seltsamen Bilder zu verscheuchen, die ihn in letzter Zeit plagten, wann immer die beiden erwähnt wurden. „Wer kennt den Wiedergeborenen Drachen nicht? Und was Mat angeht, so habe ich ihn lange nicht mehr gesehen, aber ich kenne auch ihn, die zwei Flüsse sind nicht besonders groß. Darf ich fragen, wer Ihr eigentlich seid?“

„Das ist Galadedrid Damodred, Perrin, der kommandierende Lordhauptmann der Kinder des Lichts.“ warf sie rasch ein.

„Tatsächlich?“ fragte ihr Mann überrascht. „Was ist mit Eamon Valda passiert? Haben die Seanchaner ihn erwischt?“

„Nein.“ kam es ruhig zurück. „Ich habe ihn nach einer offiziellen Herausforderung getötet für das, was er meiner Mutter antat.“

„Morgase?“ fragte Perrin verblüfft und Galad nickte. „Ich dachte, Rahvin hätte sie auf dem Gewissen.“ fügte Perrin daraufhin nachdenklich hinzu.

„Rahvin?“ Zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte, klang der kommandierende Lordhauptmann ehrlich überrascht, auch wenn er äußerlich keine Regung zeigte. „Wie kommt Ihr darauf?“

Das war weit genug gegangen, wenn ihr Mann oft genug die Verlorenen erwähnte, würde wohl auch der kommandierende Lordhauptmann schließlich zu dem Schluss kommen, er sein ein Schattenfreund. Sie ergriff eilig das Wort. „Nach seiner Befreiung aus dem Kerker im Shayol Ghul ergriff Rahvin als „Lord Gaebril“ getarnt die Macht in Andor.“ erklärte sie. „Der Wiedergeborene Drache hat ihn dann getötet, als er Caemlyn einnahm. Alle Berichte besagen, Morgase sei tot, also muss Rahvin es gewesen sein, der sie ermordete.“

„Meine Mutter war nicht in Caemlyn, als die Stadt fiel“ gab Galadedrid Damodred überzeugt zurück „sondern in Amador, wo Eamon Valda sie gefangenhielt und später tötete.“

„Perrin“ unterbrach sie das Gespräch energisch „glaubst Du wirklich, dass hier der richtige Ort ist, um das alles zu besprechen?“ Das war er mit Sicherheit nicht und auch die beiden Männer erkannten das jetzt endlich.

„Ihr habt völlig recht, Lady Faile.“ sagte der Lordhauptmann mit einer galanten Verbeugung, bevor er sich wieder an Perrin wandte. „Wir sollten diese Angelegenheit wohl besser in anderer Umgebung besprechen.“ Er hob die Hand, als Bornhald ihn unterbrechen wollte. „Wenn Ihr erlaubt, bringe ich Kind Bornhald und Kind Byar mit. Was das auch für eine Geschichte mit Euch und ihnen sein mag, es wird Zeit, sie aus der Welt zu schaffen, da auf beiden Seiten schwere Vorwürfe erhoben wurden.“

„Nichts lieber als das.“ gab Perrin hörbar erleichtert zurück.

„Wir schlagen unser Lager hinter der Baumreihe im Norden auf.“ fügte sie hinzu. „Besucht uns, sobald Ihr es einrichten könnt, kommandierender Lordhauptmann.“

„Und bringt meine Axt und mein Pferd mit, wenn Ihr es einrichten könnt.“ fügte Perrin hinzu, während er behutsam die schlafende Wölfin auf seine muskulösen Arme nahm.

„Was ist mit der Aes Sedai?“ rief einer der Männer. „Wir können sie nicht einfach entkommen lassen!“ Beunruhigend viele der Reiter hoben ihre Speere und nickten zustimmend, während Masuri nervös ihre Lippen befeuchtete. Bevor jedoch jemand anders das Wort ergreifen konnte, trat Nandera energisch vorwärts und wandte sich mit strenger Stimme an den Weißmantel, der gesprochen hatte.

„Wenn irgendeiner von Euch armseligen Feuchtländern es wagt, Hand an meinen Lehrling zu legen, bekommt Ihr es mit mir zu tun.“ Nandera ließ eine bedrohlich wirkende, rot leuchtende Flamme über ihrer Hand leuchten, während sie weiterging. Faile war verblüfft, als sie erkannte, woran die Weise Frau sie gerade erinnerte: An eine Henne, die energisch ihr Küken vor dem Hofhund verteidigte. Nach Masuris roten Wangen zu urteilen, gingen ihre Gedanken in eine ähnliche Richtung. „Und ich bin nicht so zart besaitet, wie Eure ach so schrecklichen Aes Sedai, im Dreifachen Land ist man stark, oder man stirbt, so einfach ist das. Wir brauchen keine närrischen Eide, um das Richtige zu tun oder die Wahrheit zu sagen.“ Die Frau war die personifizierte Autorität und sie wechselte einen belustigten Blick mit Perrin, als der Weißmantel vergeblich versuchte, zu Wort zu kommen, während er sein Pferd offenbar dazu bewegen wollte, rückwärts zu gehen.

„Ich habe schon genug Narren gegenübergestanden, die zur Unzeit das Falsche sagten, um einen weiteren zu erkennen. Von jetzt an wirst Du den Mund erst dann wieder öffnen, wenn Du weißt, was Du sagen sollst, verstanden?“

„Äh, ja.“ gab der Mann kleinlaut zurück. Nandera wandte sich mit einem zufriedenen Schnauben um und wedelte auffordernd mit den Händen, die Flamme war augenblicklich wieder verschwunden. „Nun? Was steht ihr hier noch herum, machen wir uns auf den Weg, bevor Arganda oder einer dieser Ashaman die Geduld verliert und hier aufkreuzt um noch mehr Ärger zu machen.“

Zu Failes Verwunderung wichen die Reiter schnell zur Seite, als Nandera sich nach Norden wandte, aber sie beeilte sich, ihr zu folgen, genau wie Perrin und die anderen. Sie bemerkte erfreut, dass Berelain sich sehr nah am Lordhauptmann hielt, der ihnen ebenfalls folgte – ohne der Frau allerdings die geringste Beachtung zu schenken. Belustigt erkannte sie, dass der Mann sie bisher kaum bemerkt zu haben schien. Bei seinem Aussehen waren ihre bewundernden Blicke vermutlich nur die Reaktion, die er sowieso immer von Frauen in seiner Nähe gewohnt war. Stattdessen wandte er sich neugierig an sie: „Diese Frau kann die Eine Macht lenken und hat eine Aes Sedai als Lehrling?“

„Allerdings.“ gab sie mit gelassenem Nicken zurück. „Masuri Sedai hat dem Wiedergeborenen Drachen den Gefolgseid geleistet und er hielt es für eine gute Idee, sie der Obhut der Weisen Frauen der Aiel zu unterstellen. Ich muss sagen, dass diese Regelung sich bisher durchaus bewährt hat, auch wenn Masuri das vielleicht anders sieht.“

„Und Ihr habt auch Ashaman in Eurer Begleitung?“ fragte er weiter.

„Zwei.“ gab sie ruhig zurück. Da er anscheinend vorhatte, sie jetzt gleich zum Lager zu begleiten, würde er das sowieso bald erfahren und es erschien angesichts seiner überlegten Art und seiner Herkunft angebracht, offen zu sein. „Jetzt, da Saidin wieder sauber ist, ist es nicht mehr ganz so beunruhigend, sie in der Nähe zu haben. Außerdem sind sie durchaus nützlich, schließlich können sie Schnell Reisen.“

Es folgte eine nachdenkliche Pause. Sie musste zugeben, dass er für einen Weißmantel ein vernünftiger Mann zu sein schien, vielleicht war es jetzt an der Zeit, auch aus ihm mal ein paar Informationen herauszuholen. Während sie überlegte, welche nützlichen Informationen er möglicherweise haben konnte, erfasste ihr Blick vor ihnen einen Con der Ghealdaner, das musste Alliandre sein, ging ihr auf. Zuerst war es ihr wie eine gute Idee erschienen, sie hierher zu befehlen, um Kraft ihres Amtes die Wogen zu glätten, aber jetzt, wo bereits Ruhe eingekehrt war, würde ihre Anwesenheit vielleicht zu unnötiger Verwirrung führen. Sie bemerkte, dass der Con ihrem Begleiter nicht entgangen war und er sie mit erhobener Braue anblickte.

„Das wird Alliandre sein.“ erklärte sie ungefragt. „Ich sagte ja, sie würde bald hier sein.“

„Dies ist ein Schlachtfeld, Faile!“ erklärte Perrin ungehalten und beschleunigte seinen Schritt, nachdem er ihren Blicken gefolgt war. Als jemand, der nicht auf einem Pferd saß, war er ausnahmsweise einmal nicht derjenige, der am besten sah. „Eine Königin hat hier nichts verloren!“

Für diesen über die Schulter geworfenen Kommentar bekam Perrin einen überraschten Blick Galads ab, sie hatten nicht sehr laut gesprochen und er war scheinbar außer Hörweite.

„Und was ist mit mir?“ mischte Berelain sich ungebeten ein. „Wenn dieses Schlachtfeld für die Erste von Mayene geeignet ist, dann sehe ich nicht ein, warum Alliandre sich beschweren sollte.“

„Eine Erste ist keine Königin, soweit ich weiß.“ gab sie spitz zurück und erntete dafür einen Blick, der vor Gift zu triefen schien.

„Euch droht von meinen Männern keine Gefahr, Erste.“ sagte der Lordhauptmann mit einem beruhigenden Lächeln. „Ihr habt mein Wort, dass Euch in meiner Begleitung hier nichts geschehen wird.“ Für Faile klang das wie eine höfliche Floskel, auch wenn er seine Worte durchaus ernst meinen würde, wenn sie ihn richtig einschätzte. Er würde jeder anderen Frau in dieser Situation eine vergleichbare Versicherung gegeben haben, zumindest nach ihrer Einschätzung. Berelain jedoch erwiderte sein Lächeln mit einem koketten Blick und geröteten Wangen.

Ohne ihre süßliche Bestätigung, dass sie sich jetzt schon viel sicherer fühlen würde, mit mehr als einem höflichen Nicken zu erwidern, wandte sich der Mann wieder zu ihr. Sie schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln, das war phantastisch, Berelain würde vor Wut platzen, sobald sie begriff, dass er für sie unerreichbar war! „Sicher habe ich mich getäuscht“ begann er vorsichtig „aber es klang vorhin beinahe, als hättet Ihr Königin Alliandre befohlen, hier zu erscheinen.“

„Sie hat Perrin Lehnstreue geschworen.“ erklärte sie gelassen, woraufhin er erneut eine Braue hob. Das schien bei ihm die einzige Regung zu sein, und auch nur, wenn er ernsthaft überrascht war, ansonsten verzog er keine Miene. „Damit er ihren Thron angesichts der Bedrohungen durch den Propheten und die Seanchan sichert, was ihm soweit gelungen ist.“ fügte sie stolz hinzu, woraufhin er nachdenklich nickte und ihrem geliebten Wolfsschmied mit seinem Blick folgte. Sie schwiegen, bis sie auf die Ghealdaner trafen und machten sich nach einer durchweg höflichen Begrüßung auf den Weg zurück hinter die Baumreihe.



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